Eine Immobilie kaufen? Für viele Österreicherinnen und Österreicher eine finanzielle Herausforderung, gerade in Zeiten von hohen Zinsen und Hürden bei der Kreditvergabe. Swiss Life Select Immobilienexpertin Belinda Pöll weiß, wie du beim Kauf einer Wohnung oder eines Hauses unangenehme Überraschungen vermeidest.
Laut einer Gallup-Umfrage sehen 85 % der Österreicherinnen und Österreicher, die derzeit in Miete leben, Wohneigentum als die ideale Wohnform an. Die meisten können sich ein Eigenheim jedoch nicht leisten. Steigende Zinsen und die restriktive Kreditvergabe im Zuge der KIM-Verordnung haben in den letzten Jahren die Finanzierung zusätzlich erschwert. Nun hat die EZB im Juni erstmals seit 2016 den Leitzins gesenkt, auch die KIM-Verordnung wurde angepasst.
Hat sich die Lage entspannt?
Ja, es gibt diese Erleichterungen zwar, aber generell hat sich die Lage auf dem österreichischen Immobilienmarkt meiner Meinung nach nicht entspannt. Im Alltag sieht man das einerseits noch immer an der geringeren Nachfrage und an der Zurückhaltung der Kaufinteressentinnen und Kaufinteressenten, die darauf warten und hoffen, dass die Preise weiter sinken. Andererseits sieht man auf der Seite der Abgeberinnen und Abgeber, dass diese weiterhin am Preisniveau, welches vor der Immobilienkrise geherrscht hat, festhalten. Im Resultat bedeutet das wenig Bewegung und eine gewisse Trägheit auf dem Markt.
Gerade die junge Bevölkerung wohnt aufgrund mangelnder Finanzen eher zur Miete. Doch im Sinne der Altersvorsorge wäre es gerade in jungen Jahren wichtig, in Wohneigentum zu investieren.
Was rätst du ihnen?
Jungen Leuten würde ich raten, früh mit dem Sparen anzufangen und sich dann nach günstigen und gegebenenfalls langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten umzusehen. Auch Genossenschaftswohnungen bieten eine interessante Alternative und sollten bedacht werden.
Wie könnte wieder Bewegung in den österreichischen Immobilienmarkt kommen?
Denkbare Auswege wären das weitere Senken des Preisniveaus auf eine Basis, die wieder attraktiver ist. Zusätzliche Lockerungen bei der Kreditvergabe und Förderungen zur Immobilienfinanzierung wären weitere Möglichkeiten.
Mit welchen Zusatzkosten muss ich beim Kauf eines Hauses rechnen?
Beim Erwerb eines Hauses ist es wichtig, neben dem Kaufpreis auch die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Vertragserrichtungskosten usw. zu berücksichtigen. Ebenfalls ratsam ist es, Rücklagen für regelmäßige Wartungen, unerwartete Reparaturen sowie andere Instandhaltungskosten zu bilden, um diese Kosten decken zu können. Mögliche Extrakosten können Investitionen in die Dämmung, in ein modernes Heizsystem oder in eine Photovoltaik-Anlage sein.
Was gilt es beim Wohnungskauf zu beachten?
Vor der Kaufentscheidung empfehle ich, eine unabhängige Gutachterin oder Gutachter oder eine Bausachverständige oder einen Bausachverständigen hinzuzuziehen, um den tatsächlichen Zustand des Hauses und eventuell versteckte Mängel zu erkennen. Erkundige dich auch rechtzeitig, wie hoch die Instandhaltungsrücklage des Hauses ist und ob bauliche Maßnahmen geplant sind, um nicht von unerwarteten, plötzlich auftretenden Kosten überrascht zu werden.
Worauf sollte ich noch vorbereitet sein?
Zu beachten ist auch, dass man für bauliche Veränderungen die Zustimmung der Miteigentümerinnen und Miteigentümer des Hauses braucht. Das gilt für den Zubau eines Balkons ebenso wie für die Installation einer Klimaanlage.
Wie gehe ich am besten vor, wenn ich eine Immobilienfinanzierung benötige?
Ich empfehle meinen Kundinnen und Kunden eine ausführliche Beratung mit einem Finanzexperten oder Finanzexpertin, die dabei hilft, die besten Konditionen für die Immobilienfinanzierung zu finden. Erarbeitet wird ein realistischer Finanzierungsplan, der auch die Nebenkosten und eine Reserve für unvorhergesehene Ausgaben berücksichtigt.
Unsere Immobilienexpertinnen und Immobilienexperten arbeiten eng mit den Swiss Life Select Financial Plannern zusammen.
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